Drei Standards definieren das Web

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Für diese Lehrbuch ist eine technische Sicht auf das World Wide Web die relevante. Am Ende dieses Kapitels kommen wir zu so einer technisches Definition.

Aber zuerst beginnen wir mit ein paar allgemein bekannten Fachwörtern:

Das Internet

Das Internet ist ein Zusammenschluss von Computernetzwerken zu einem weltweiten Verbund. Nach ersten technischen Versuchen in den 1970er Jahren wurden in den 1980er Jahren zunächst Computer an US-amerikanischen Hochschulen angeschlossen. Anschließend wurden auch Hochschulen weltweit angeschlossen.

Karte des ARPA-Netzwerks im Jahre 1973 (public domain)

Ab Anfang der 1990er Jahre erhielten auch andere Organisationen, Firmen und Privatpersonen Zugang. 2025 haben weltweit mehr als die Hälfte aller Menschen Zugang zum Internet.

Der Internetzugang eröffnet viele Möglichkeiten: das Versenden von E-Mails oder Nachrichten, Audio- und Video-Streaming, Online-Games und eben auch das Web.

Webbrowser

Ein Webbrowser, oder kurz Browser, ist ein Programm, das Informationen aus dem Internet lädt und anzeigt.

Es gibt sehr viele verschiedene Webbrowser. Die folgende Abbildung zeigt vier davon: den Browser „Mosaic“ , der im Jahre 1993 als zweiter Webbrowser mit grafischer Oberflächen stark zur Verbreitung des World Wide Web beigetragen hat, und die Browser Opera, Firefox und Chrome (in Versionen aus verschiedenen Jahren).

Webbrowser: Mosaic (1993), Opera(2004), Firefox(2021) und Chrome(2021)

Alle eben erwähnten Browser haben gemeinsam, dass sie auf einem Computer mit Monitor oder einem Laptope eingesetzt werden. Es gibt aber auch „exotischere“ Browser. Die nächste Abbildung zeigt den Browser Lynx, der nur Text, aber keine Bilder darstellt. Daneben sehen Sie eine […] Die „Braille-Ausgabezeile“ ist ein Gerät, das eine Zeile Text in Blindenschrift übersetzt. Dieses Gerät wird heute kaum noch benutzt. Stattdessen wird die Anzeige des Computers von einer AI-Stimme vorgelesen.

Text-Only Browser "lynx" und Braille Ausgabegerät

Seit ca 2017 werden mehr Webbrowser auf Smartphones als Webbrowser auf Computern benutzt. Achtung: das Diagramm zeigt den Anteil, die absolte Zahl ist gestiegen.

Anteil Desktop-Mobile-Tablet laut StatsCounter

Statistik von StatsCounter

Auch auf Android-Smartphones gibt es die verschiedenen Browser: Chrome, Firefox, … Auf iPhones gibt ein Monopol für Safari: Es gibt zwar andere Browser, aber sie müssen alle dieselbe Software für die Darstellung, die “Rendering Engine” verwenden. (Stand Sommer 2025)

Browser auf Smartphones, 2010

Webseite

Die Dokumente, die im Webbrowser dargestellt werden nennt man Webseiten.

Eine Webseite kann – im Gegensatz zu einer Seite in einem Buch – beliebig lang sein. Ist die Seite zu groß / zu lang für das Browser-Fenster, dann erscheint ein Scrollbalken mit dem man den Rest der Seite erreichen kann, wie in der nächsten Abbildung gezeigt.

Ein Browser zeigt eine lange Webseite an

Website

Eine Webseite ist also ein Dokument. Verwechseln Sie diesen Begriff nicht mit dem englischen Wort Website. Eine Website besteht aus mehreren Webseiten, die zusammen gehören und untereinander verlinkt sind. Achtung: es gibt kein Wort Webside.

Vier Webseiten die zur selben website gehören

Webseite und HTML

Eine Webseite besteht in erste Linie aus HTML-Code. Den Code kann man in jedem Browser sehen, wenn man die “Developer Tools” öffnet, mit der Taste F12, oder mit Ctrl+Shift+I oder Command+Option+I (auf Mac):

In diesem Bild sieht man einen Teil einer Webseite, und darunter, in den Developer Tools, den entsprechenden HTML Code:

Webserver

Als Webserver bezeichnet man entweder den ganzen Computer, oder speziell nur die Software, die eine Webseite liefert.

Es gibt zwei Open Source Projekte die meist als Webserver verwendet werden und auf allen Betriebssystemen laufen:

Logo der webserver Apache und nginx

URL

Eine URL ist die Adresse einer Webseite. Ein einfaches Beispiel:

https://www.fh-salzburg.ac.at/studium/ct/multimediatechnology-bachelor#c5164

Diese URL zerfällt in 4 Teile:

https Dieser erste Teil wird als “Schema” berzeichnet. hier wird Übertragungsprotokoll HTTP in der verschlüsselten Variante (S) angegeben

www.fh-salzburg.ac.at der Webserver

/studium/ct/multimediatechnology-bachelor wird vom Webserver interpretiert, meist eine Pfad-Angabe. In diesem Fall aber nicht, da die Seite von einem Content-Management-System (TYPO3) erstellt wird.

c5164 Textmarke innerhalb des Dokuments – wird vom Browser interpretiert wenn das Dokument dargestellt wird

Eine URL mit Parametern:

https://www.google.com/search?q=schokolade&ie=utf-8&oe=utf-8

Mit den Fragezeichen, dem kaufmännischen Und und dem Ist-Gleich-Zeichen werden hier Parameter an die URL angefügt.

Parameter  Wert
q  schokolade
ie  utf-8
oe  utf-8

HTTP ist nicht das einzig mögliche Schema, hier ein paar weitere Beispiele:

Das war nur eine informelle Darstellung der Syntax einer URL. Die ganze Wahrheit findest du im Dokument RFC 1738.

Client und Server

Die Begriffe Client und Server werden in einem Computernetzwerk verwendet, wenn zwei Computer mit unterschiedlichen Rollen miteinander Daten austauschen.

Nach diesem Prinzip funktionieren Web, E-Mail, SFTP:

Dienst Client Server
Web Webbrowser - lädt Webseiten vom Server und stellt sie dar Webserver – liefert auf Anfrage die Webseiten
E-Mail E-Mail Programm (nicht webmail!) – lädt E-Mails vom Server, zeigt sie an, kann neue E-Mails an einen Server schicken der sie zustellt, … Mailserver – speichert E-Mail in verschiedenen Postfächern, leitet E- Mail weiter (an den Server der Empfänger*in)
SFTP SFTP-Client – lädt Dateien (verlüsselt) von einem Server herunter oder auf einen Server hinauf SFTP-Server – speichert Dateien

Eine Alternative Arbeitsteilung zu Client/Server ist Peer-zu-Peer. Dabei sind alle beteiligten Computer gleichberechtigt, es gibt keine verschiedenen Rollen. Nach diesem Prinzip funktionieren Datei-Tauschbörsen wie eDonkey.

HTTP

Das Hypertext Transfer Protocol ist ein relativ simples Protokoll in einem Computernetzwerk. Alle Aktivität wird vom Client (=Browser) initiiert. In der einfachsten Form sieht HTTP so aus (hier 9 Schritte am Beispiel der URL https://www.fh-salzburg.ac.at/studium/ct/multimediatechnology-bachelor#c5164

  1. Eine URL wird in den Browser eingetippt, oder ein Link wird im Browser angeklickt
  2. Der Browser analysiert die URL und ermittelt daraus den Domain Namen des Webservers (www.fh-salzburg.ac.at), löst diese über DNS zur IP-Adresse auf, das Ergebnis lautet 193.170.193.57
  3. Der Browser baut eine TCP-Verbindung zu 193.170.193.57, Port 443 auf
  4. Er sendet einen HTTP-Request: GET /studium/ct/multimediatechnology-bachelor HTTP/1.0\n\n
  5. Der Webserver nimmt die Anfrage entgegen und analysiert sie. Meistens interpretiert er sie als Aufforderung, eine bestimmte Datei von der Platte zu lesen. In diesem Fall aber wird ein PHP Programm gestartet, dass Daten aus einer Datenbank abfragt und als HTML aufbereitet.
  6. Der Webserver schickt einen HTTP-Response an den Browser, diese enthält einen Statuscode, z. B. 200 OK, einige Zusatzinformationen und dann die eigentlichen Daten der Webseite als HTML
  7. Der Browser nimmt das Dokument in Empfang und stellt es dar
  8. Der Browser scrollt das Dokument bis zur Textmarke c5164
  9. Der Browser beendet die TCP-Verbindung

Das war ein sehr einfachs Beispiel, wie das Protokoll ablaufen kann. Einen tieferen Einblick in HTTP erhalten Sie im Kapitel http.

Was ist das Web - aus technischer Sicht

Das World Wide Web ist also ein verteiltes (Client/Server) Informationssystem, das durch folgende drei Standards definiert wird:

Webbrowser und Webserver können jederzeit neu geschreiben werden, sie müssen sich nur an die Standards halten.

Drei Standards definieren das Web

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