Barrierefreiheit

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Der deutsche Begriff „Barrierefreiheit“ entspricht dem englischen Begriff „Accessability“. Ein Tipp zur Recherche: der englische Begriff wird manchmal als a11y abgekürzt - a, gefolgt von 11 Buchstaben, gefolgt von y.

Barrierefreiheit ist ein Thema das von Stadtplanung und Architektur bis zur Gestaltung einzelner Produkte und Dienstleistungen viele Fachgebiete betrifft.

Als WebprogrammierInnen liegt es in unserer Verantwortung Webseiten und Webapplikationen barrierefrei zu gestalten:

Barrierefreies Internet sind Web-Angebote, die von allen Nutzern unabhängig von ihren Einschränkungen oder technischen Möglichkeiten uneingeschränkt ( barrierefrei ) genutzt werden können“ - Wikipedia

Alle profitieren von Barrierefreiheit

Nun könnte man meinen: es gibt nur wenige behinderte Menschen; Barrierefreiheit ist also ein Rand-Thema, das kann ich ignorieren. Das wäre aber ein Fehlschluss.

Alle Menschen erleben - wenn nicht permanent, dann vorübergehend - Einschränkungen.

Die Illustration aus dem Microsofts Inclusive 101 Handbuch stellt das gut dar (verwendet unter CC)

Inclusive 101 Handbuch

Es gibt vielleicht wenig Menschen, die nur einen Arm haben. Aber es gibt schon sehr viel mehr Menschen die vorübergehend nur einen Arm benutzen können, z.B. weil ein Arm im Gips ist. Und es gibt sehr viele Menschen, die gerade nur einen Arm frei haben. Wie zum Beispiel Scott Hanselman in diesem Video zur Benutzung eines Xbox Adaptive Controllers.

Richtlinien zur Barrierefreiheit im Web

Die Web Accessibility Initiative (WAI) der W3C existiert seit 1997. Sie hat verscheidene Standards herausgegeben: WCAG, ATAG, UAAG, WAI-ARIA. Für uns als Web ProgrammiererInnen relevant sind:

Web Content Accessibility Guidelines WCAG 2.0

Diese Guidelines basieren auf 4 Grundprinzipien

WCAG definiert drei “Konformitätsstufen”: A, AA, AAA.

Gesetzeslage in Österreich

Drei relevante Gesetze:

Das Barrierefreiheitsgesetz wird Juni 2025 vollständig gelten und betrifft Alle:

Erste Schritte

So einfach wie möglich

Wir lernen HTML, CSS, JavaScript in dieser Reihenfolge - das ist auch die Reihenfolge in der wir es anwenden: Wenn ein Effekt mit HTML, CSS oder JavaScript erzieht werden kann, dann verwende immer die einfachste Technologie.

Folgende Folie aus eine Votragt von Martin Splitt zeigt verschiedene Arten einen Link zu bauen. Die einfachste Art ist die Beste!

Beispiel für barrierefreies Web - lieber ein link mit href als mit JavaScript

Sprache mit lang

Das lang-Attribut hilft bei der Interpretation der natürlichen Sprache. Das wird vom Browser selbst verwendet um Anführungszeichen (wenn sie mit dem q-Tag gesetzt sind), und Datumsangaben darzustellen. Ebenso von Vorleseprogrammen, Suchmaschinen, Übersetzungsprogrammen, ….

Den Standardwert setzt man im html-Tag. In jedem Tag kann man lokal die Sprache ändern:

<!DOCTYPE html>
<html lang="de">
<head>
    <title>Lieblingsbücher</title>
</head>
<body>
    <h1>Meine Lieblingsbücher</h1>

    <p lang="en">Neal Stephenson: <q>Diamond Age</q></p>

</body>
</html>

Siehe auch w3c: Why use the lang attribute?

Semantisches HTML

Die HTML-Tags die wir kennen gelernt haben geben dem Dokument nicht nur eine Struktur, sondern verleihen auch eine Bedeutung. Diese Bedeutung sollten wir immer nutzen:

Überschriften und Landmarks

Einen Überblick über die Inhalte der Seite zu erhalten ist schwierig, wenn man nicht sehen kann. Screen Reader verwenden die Überschriften und sogenannte Landmarks um diesen Überblick zu schaffen.

Die Überschrift h1 sollte nur einmal in der Seite verwendet werden und die gesamte Seite beschreiben. Die weiteren Überschriften h2, h3, … werden für die weiteren Gliederungsebenen verwendet.

Für Bereiche der Seite die eine wichtige Rolle spielen (Navigation, Suche, Header, Main, Section, …) sollte man die entsprechenden semantischen HTML-Tags verwenden.

Falls das nicht funktioniert kann man die Rolle explizit mit dem role Attribut definieren:

HTML-Tag Role-Attribut Bedeutung
main main primary content of the page.
section region a perceivable section that is sufficiently important that users will likely want to be able to navigate to the section easily and to have it listed in a summary of the page.
nav navigation links that are intended to be used for website or page content navigation.
keine HTML-Entsprechung; search search functionality for content on the website.
header banner the logo or identity of the site sponsor, and site-specific search tool. A banner usually appears at the top of the page
footer contentinfo information such as copyrights and links to privacy and accessibility statements.
aside complementary complementary to the main content at a similar level in the DOM hierarchy, but remains meaningful when separated from the main content.
form form a form when no other named landmark is appropriate (e.g. main or search)
<form role="search">
  <input type="search" aria-label="search text" size="20">
  <input type="submit" value="Search"">
</form>

Siehe auch w3c: ARIA Landmarks Example

Textformatierung

Die Empfehlung für die Schriftgröße ist mit der immer höheren Auflösung der Ausgabegeräte gewachsen. Im Jahr 2022 verwenden z.B. Smashing Magazin 21px, Medium 20px, Jeffrey Zeldman 21px.

Ein Zeilenabstand 1.5x (mit line-height festgelegt) erhöht die Lesbarkeit.

Im Web gibt es weiterhin Probleme mit Blocksatz. Flattersatz (“linksbündig”) führt zu zuverlässigeren Ergebnissen.

Wie breit eine Spalte Text ist beeinflusst auch die Lesbarkeit. Man könnte dafür die Einheit ch (Breite des Zeichens 0) verwenden, um die maximal zulässige Anzahl von Zeichen in einer Zei festzulegen:

p {
    max-width: 65ch;
}

Alternativtext für Bilder

Wenn ein Bild nur dekorativ ist, sollte man ein leeres alt-Attribut setzen:

<img src="zierleiste.png" alt="">

Bilder die Information liefern brauchen ein kurzes alt-Attribut.

<img src="fhs.png" alt="FH Salzburg in Puch Urstein, Ansicht des Haupteingangs.">

Falls das Bild als Link dient, ist es wichtiger das Link-Ziel zu beschreiben:

<a href="https://www.fh-salzburg.ac.at/"><img src="fhs.png" alt="Link: Homepage der FH Salzburg"></a>

Längere Informationen kann man in eine Bildunterschrift geben, wo sie Allen zugute kommen:

<figure>
  <img src="anreise.png" alt="Landkarte">
  <figcaption>
    Anreise per S-Bahn von der Stadt Salzburg: S3 bis Haltestelle
    Salzburg Süd. Zum Bahnsteig parallel führt der Salzachweg.
    Folgen sie diesem Weg bis ca. 3 Minuten lang zur
    Kreuzung mit der Austraße. Wenn Sie die Austraße überqueren
    landen sie direkt am Eingang zum Gasthaus.
  </figcaption>
</figure>

Farben und Kontraste

Farbenblindheit und Fabenfehlsichtigkeit betrifft ca. jede 20. Person. Männer sind - aus genetischen Gründen - häufiger betroffen als Frauen. Deswegen sollte man vermeiden, eine Information nur mit Farbe zu vermitteln:

Schlechtes Beispiel: 🟢 vs. 🔴

Gutes Beispiel: ✅ vs. ❌

Für die Lesbarkeit von Text ist der Kontrast zwischen Text und Hintergrund wichtig. Die WCAG 1.4.3 schreibt ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 vor. Das kann man einfach überprüfen mit dem Contrast Checker

Ist das Alles?

Nein, das ist noch nicht Alles was man über Accessability wissen sollte. Aber es ist ein guter Start. Das Web macht - ohne dass wir etwas tun müssen - schon vieles richtig.

Testing und Werkzeuge

Vertiefung

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